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Closing Time – Einzelausstellung von Lisa Breyer im Offspace wasserwasser, Wien

Vom 17. bis 31. Oktober 2024 präsentierte die Künstlerin Lisa Breyer ihre Einzelausstellung „Closing Time“ im Wiener Offspace wasserwasser, einem Ort für zeitgenössische Kunst in der historischen Alpenmilchzentrale. Erstmals integrierte Breyer in dieser Ausstellung Keramik in ihr bisher malerisch geprägtes Werk und eröffnete damit einen neuen Dialog in ihrer Formensprache. Dieses Zusammenspiel ermöglichte es ihr, Themen wie Transformation und Übergänge auch räumlich zu erfassen. Mit einer starken Farbpalette und dynamischen Kompositionen eröffnet sie neue Perspektiven auf das Wechselspiel von Körper und Raum. Ihre Werke greifen narrative Fragmente auf, die im Betrachter sowohl Vertrautheit als auch Ungewissheit hervorrufen.

Ölmalerei von Lisa Breyer mit dem Titel "die Entscheidung – am Rande einer Erkenntnis". Lebendige Farben und abstrahierte Formen, 2024.

Die Malerei „Die Aufgabe“ (2024), Öl und Acryl auf bespannter Baumwolle (130 × 110 cm), zeigt zwei Figuren in einem Moment der Stille und Reflexion. Ihre Haltung ist zugleich präsent und doch ambivalent – zwischen Warten und einem möglichen Aufbruch.

Ein Dialog zwischen Malerei und Keramik

In Zusammenarbeit mit Tobias Klinger, dem Betreiber des Wiener Offspaces wasserwasser, entstand ein kuratierter Raum, der die Verbindung von Breyers Malereien und skulpturalen Arbeiten ins Zentrum rückte. Das dynamische Zusammenspiel der Aufteilung des Raumes unterstrich die künstlerische Auseinandersetzung mit Raum und Narration.

Die Keramikskulptur „Bag“ (2024) ergänzte die malerischen Arbeiten und schuf eine haptische Verbindung zur Thematik der Ausstellung. Diese erstmalige Integration von Keramik markiert einen bedeutenden Schritt in Breyers künstlerischer Entwicklung. Sie plant, die Synergie zwischen Malerei und Keramik weiter zu erforschen, da beide Medien sich in ihrer Kunst gegenseitig bereichern und neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen.

„Zaudern (Boots)“ (2024): Öl auf Leinwand, 40 × 32 cm. Das Gemälde thematisiert Zögern und die Unsicherheit – gleichzeitig einen Aufbruch (die Stiefel sind schon angezogen). „Bag“ (2024): Keramikskulptur in Blau- und Orange-Rosa-Tönen. Die Skulptur ergänzt die malerischen Arbeiten und schafft eine haptische Verbindung zur Thematik der Ausstellung.

„Ausstellungstext: Zur Logik der Zeichnung“

Zur Logik der Zeichnung: Kannst du mir bitte mal sagen, wie sich das anfühlt, du zu sein? Wäre hilfreich. Soll ich so, oder besser so? Ich bin flüssig und formbar. 

Also ich gehe jetzt, du kannst ja noch bleiben. Auf die Frage ‘wohin’ kann ich nichts sagen. Der Weg ist das Ziel. Ohne Ziel macht es mehr Spaß. Ohne Plan macht es keinen Sinn. Wir haben uns hier versammelt um zu gehen, verstehst du? Von A nach B. Die Funktionsweise ist noch verschleiert, andere kennen sie vielleicht. Der Weg ist die Funktionsweise. Ich bin Funktion A, ich transformiere zu B. 

Ein Schritt zur Seite, einer nach vorn, eine Drehung. Ein Schritt zurück. Wenn wir alle Probleme gestern auflisten und dann eins nach dem anderen angehen, sollte das alles in einer halben Stunde geklärt sein. Warum macht hier denn keiner mit?

Also lange warte ich nicht mehr. Eigentlich war ich schon in Bewegung, als ich noch stillstand, das wusste ich aber nicht. Hast du was gesucht? Das hat leider schon zu. 

Die Transformation ist noch nicht vollzogen, es gibt weiterhin Hoffnung. Die Möglichkeiten werden aber schmäler. Ich muss sie geschickt aufeinanderstapeln ohne dass sie auseinanderfließen. Danach hab ich frei. Dann können wir uns im Raum wieder neu formen. Ich bin hier nur stellvertretend und verkörpere den Moment. Wir können jetzt beginnen.

„Waiting for Rain“ (2024): Öl auf Leinwand, 130 × 110 cm. Dieses Werk zeigt eine Figur, eingefangen mit zarten, suchenden Linien und abstrakten Elementen die teilweise an Tropfen erinnern und die Farbschichten darunter freigeben.

Die Ausstellung wird begleitet von Breyers poetischem Text „Zur Logik der Zeichnung“, in dem sie die Transformation als künstlerischen und existenziellen Prozess reflektiert: „Ich bin flüssig und formbar. Ich transformiere von A nach B. Die Möglichkeiten werden schmaler, aber die Hoffnung bleibt. Danach können wir uns im Raum wieder neu formen.“

Dieser Gedanke spiegelt sich in Breyers Arbeiten wider. Sie thematisiert die Unsicherheit des Übergangs – Figuren, die in Bewegung sind, jedoch in einer schwebenden Zwischenphase verharren. Ihre Malereien verweben Fragmente von Identität, Raum und Narration und laden die Betrachter:innen ein, sich mit den subtilen Spannungen zwischen Abwesenheit und Präsenz auseinanderzusetzen.

„Meine Arbeit beschäftigt sich mit Identität, der Suche nach Bedeutung und der Auseinandersetzung mit dem Gefühl einer gewissen Ohnmacht – und dem Versuch, dennoch Handlungsräume zu finden. Die Figuren sind präsent, jedoch in einem Zwischenzustand von Abwarten und Aufbruch. Im Vergleich zu meiner Diplomausstellung ‘Ein Tag der Tat und der Entscheidung’, bei der das Warten im Vordergrund stand, wirken die Figuren hier bereits in Bewegung, angetrieben von einem inneren Auftrag.“

Im Vergleich zu ihrer Diplomausstellung „Ein Tag der Tat und der Entscheidung“ (2022), in der das Motiv des Wartens im Vordergrund stand, zeigt Breyer in „Closing Time“ Figuren, die sich bereits in Bewegung befinden – getrieben von einem inneren Auftrag. Dieses Spannungsfeld zwischen Aufbruch und Stillstand zieht sich durch die gesamte Ausstellung und markiert einen entscheidenden Schritt in Breyers künstlerischer Entwicklung. Die Ausstellung unterstreicht ihre Position als eine der spannenden Stimmen der zeitgenössischen Kunst, die Themen wie Identität und Handlungsspielräume aufgreift und in poetische, visuell dichte Arbeiten übersetzt.